Biologie & Systematik

Systematik

Blühende Salicorne in der Bretagne (Bild: queller.org)

Die europäischen Queller-Arten werden systematisch wie folgt eingeordnet:

Klasse: Dicotyledoneae (Zweikeimblättrige)

Ordnung: Caryophyllales (Nelkenartige)

Familie: Chenopodiaceae (Gänsefuss-Gewächse)

Art: Salicornia europaea L. / Europäischer Queller

S. ramosissima Woods / Ästiger Queller

S. dolichostachya Moss / Aufrechter Queller

S. dolichostachya ssp. decumbens Kloss / Flugsand-Queller

Auch wenn die Queller-Pflanze aussieht wie ein kleiner Strand-Kaktus, gehört sie botanisch doch zu den echten Blütenpflanzen. (Und nicht – wie gelegentlich im Internet zu lesen ist – zu den Schachtelhalmgewächsen. Da hat man sich offenbar von einer gewissen Ähnlichkeit täuschen lassen.)


Salicornia – ein “taxonomischer Alptraum”

(Bild: Verwandtschaftsbeziehungen des Quellers. Aus: Steffen 2015)

Die Unterfamilie der Salicornioideae umfasst ca. 100 Arten, die selbst für Spezialisten z.T. nur schwer zu unterscheiden sind. Auf dieser Webseite werden drei interessante Familien etwas näher beschrieben.

Neueste genetische Untersuchungen ergeben, dass innerhalb der Gattung Sarcocornia die Familie Salicornia eingebettet ist in die Familie Sarcocornia (“Paraphyletischer Taxon”). Eine weitere klar abgegrenzte Familie ist Arthrocnemum mit dem Ausdauernden Queller bzw. Graue Gliedermelde Arthrocnemum macrostachyum (früher: A. glaucum).


Verbreitung

Queller-Vorkommen an der Weser (Bild: queller.org)

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Salicornia erstreckt sich über die gesamte Nordhalbkugel von Nordamerika über Europa bis in den Eurasischen Raum. In Afrika ziehen sich die Bestände des Quellers entlang der Küstenlinien von Nordafrika bis hinunter zum Äquator. Auf der Südhalbkugel erstreckt sich das Vorkommen über die Küstenzonen des südlichen Afrikas hinweg. In Mittel- und Südamerika, sowie Australien fehlt die Gattung hingegen vollständig (Teege 2009).

Der Lebensraum des Quellers kann sich dabei, wie z.B. im Wattenmeer über mehrere hundert Meter breite Küstenstreifen erstrecken, oder auch nur, wie an den Atlantikküsten Englands und Frankreichs, auf einen wenige Meter breiten Streifen an den Kanten unterhalb der Salzwiesen reduzieren. Oft treten dabei an einem Standort gleich mehrere unterschiedliche Arten von Salicornia gemeinsam auf. Interessanterweise durchmischen sich an einigen Standorten die einzelnen Arten auf ihren Bewuchsflächen, während es an anderen Standorten zu einer klar abgegrenzten Zonierung der Artengruppen kommt.


Vorkommen in Deutschland

In Deutschland findet man den Meeresspargel v.a. entlang der gesamten Nordseeküste, sowie überall auf den Inseln und Halligen des Wattenmeeres. In den Mündungsgebieten der grossen Flüsse, wie z.B. Elbe und Weser, ziehen sich die Bestände des Quellers oft auch weit den Flusslauf hinauf, zumindest, solange durch den Einfluss von Ebbe und Flut genügend salzhaltiges Wasser zur Verfügung steht.

In der Ostsee ist die Verbreitung etwas zerstreuter, das Hauptvorkommen liegt in der Region Fischland-Darß-Zingst. Kleinere, lokale Bestände findet man auch in der Wismarer Bucht.

An den deutschen Küsten von Nord- und Ostsee am weitesten verbreitet ist der Europäische Queller, während Aufrechter und Ästiger Queller etwas zerstreutere Bestände bilden. Europäischer und Ästiger Queller kommen teilweise auch an salzigen Stellen des Binnenlandes vor.

Im deutschen Binnenland findet man in Thüringen den Queller an einigen ökologisch einzigartigen Naturstandorten. Im Kyffhäusergebirge, dort z.B. in den “Kachstedter Salzwiesen“, dem “Esperstedter Ried” und der “Solwiese der Numburg” existieren geologische Lagerstätten von Steinsalz nahe der Erdoberfläche. An einigen Stellen tritt salzhaltiges Grundwasser aus dem Boden aus, das mit seinem hohen Gehalt an Natriumchlorid extreme Umweltbedingungen schafft, an die sich eine ganz spezifische Salzvegetation angepasst hat. Die Niederschlagsarmut rings um den Kyffhäuser verhindert dabei eine Auswaschung der Salze durch Regenwasser, so dass das ganze Jahr ein salines Milieu gegeben ist. Unterstützt durch die Viehwirtschaft, die diese Bereiche offen hält, konnten sich über die Zeit zahlreiche salztolerante Pflanzenarten etablieren. Diese sogenannten “Binnensalzstellen” sind einzigartige Rückzugsorte für eine hoch spezialisierte Tier- und Pflanzengemeinschaft und sind nach dem Thüringer Naturschutzgesetz besonders geschützte Biotope. Den ausgesprochen halophilen Meeresspargel Salicornia findet man an diesen Standorten dann immer an den Stellen der höchsten Salzkonzentration.


Vorkommen in Österreich

In Österreich findet man an ökologisch ganz besonders interessanten Standorten auch die Art Pannonien-Glasschmalz (Salicornia prostrata). Im Nationalpark Neusiedler See / Seewinkel haben sich seit der Eiszeit einzigartige Biotope in Form von flachen, salzhaltigen Seen gebildet, die sogenannten Salzlaken. Neben vielen anderen salztoleranten Pflanzenarten findet man dort auch den Pannonien Glasschmalz, der im Herbst mit seiner leuchtend roten Färbung die Lackenböden mit einem bunten Teppich überzieht.